18. Oktober 2017: „Who is the Polis‘ addressed by Political Theology? Notes on a Conundrum“ - Gastvortrag von Anthony Godzieba
Am 18. Oktober 2017 hielt Professor Godzieba einen Vortrag mit dem Titel „Who is the Polis‘ addressed by Political Theology? Notes on a Conundrum“ an der Universität Wien. Anthony Godzieba ist Professor für Theologie und Religionswissenschaften an der Villanova Universität in Philadelphia (USA). Neben theologischer Grundlagenforschung und Phänomenologie liegen seine Interessen im Bereich der Körperlichkeit und der Beziehung zwischen Theologie und Ästhetik.
In seinem Vortrag skizzierte er aktuelle Entwicklungen, in denen die Christliche Nachfolge und die Politische Theologie eingebettet liegen und verwies insbesondere auf die „Dystopie“, die durch ständige mediale Erreichbarkeit hervorgerufen wird. Vordergründig dazu dienend, Menschen miteinander zu vernetzen, würde dieses Phänomen im Endeffekt aber zu verstärkter Isolation bzw. wachsender Gleichgültigkeit gegenüber dieser Isolation führen. Schließlich würde dies in einem „Kollaps der Zeit“; einer „De-Temporalisierung“ bzw. einem „now-ism“ münden und in weiterer Folge „sozialer Beschleunigung“ (Hartmut Rosa) hervorrufen.
Eine Verknüpfung zwischen Zeit und Raum wurde im Vortrag schließlich anhand von Überlegungen von Walter Benjamin geschaffen und anhand der Darbietung von Musikern veranschaulicht, die stets aufs Neue hin durch Einflüsse von Zeit und Raum charakterisiert würden. Auf diese Weise näherte sich Godzieba der Verkörperung und Inkarnation von Partizipation, die eine wirkmächtige Rolle darstellen würde. Er unterstrich damit, wie „Verständnis“ zu einer „Interpretation“ und in weiterer Folge zu einer „Anwendung“ führt - eine Analogie, die Anthony Godzieba, unter Heraushebung der Rolle des Begehrens als Ursprung der Anwendung, auch in Bezug auf den Glauben umlegt und zu der Überlegung kommt, dass „Zeit größer [sei] als Raum“.
21. Oktober 2017: Gastvortrag "Gegenwart und Abwesenheit Gottes" mit Anthony Godzieba in Melk
Am Samstag dem 21. Oktober hielt Anthony Godzieba, seines Zeichens Professor für Fundamentaltheologie an der University of Villanova (USA), im Rahmen des Doktorandenseminars einen Gastvortrag zum Thema “Gegenwart und Abwesenheit Gottes” im Stift Melk. Als Einstieg nannte er jene Fragen, die sich in Bezug auf Gott gemeinhin stellen (wer/was/wo ist Gott?) und entwickelte anschließend ein Gottesverständnis, demzufolge Gott sich in einer Dialektik von Abwesenheit und Anwesenheit, Immanenz und Transzendenz befindet, zugleich erkennbar und nicht erkennbar ist.
Zugang zu Gott haben wir nur innerhalb der Bedingungen menschlicher Erfahrung und zugleich ist Gott selbst die Bedingung dieser, macht sich jedoch diskret, um uns Freiheit zu ermöglichen. Wichtig war ihm somit auch die Frage nach der Phänomenalität der Trinität. Dabei stellte er das Begehren in den Vordergrund, welches uns erlaubt, über die Unmittelbarkeit des Hier und Jetzt hinauszugehen, um uns für die Erfahrung Gottes als singulärem Ereignis zu öffnen.
Dieses trägt seine Früchte in der Teilnahme an Gottes Gnade in der Jüngerschaft, welche sich als zeitlich inkarnierte Handlung äußert. Dieser Vortrag bildete einen bereichernden Abschluss zu der Reihe an sowohl interessanten als auch berührenden Vorträgen, die er im Rahmen seines Aufenthaltes in Wien am Institut gehalten hatte.