25.01.2017: Gastvortrag von Andreas Arndt: Bürgerliche Gesellschaft, Religion und Staat bei Hegel und Marx
In seinem Vortrag ging der langjährige Vorsitzende der Internationalen Hegel-Gesellschaft und Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität (Berlin) auf die Verbindungslinien von Hegel und Marx ein. Ausgehend von dem zentralen Motiv einer Freiheitsgeschichte bei Hegel wurde gezeigt, dass es in der Hegelschen Philosophie niemals eine direkte „eins-zu-eins“ Übertragung von der dialektischen Methode im Sinne der absoluten Idee der Hegelschen Logik auf den Kontext der Realphilosophie gibt. Trotz der Verkennung dieser Differenz zwischen Logik und Realphilosophie durch Marx, lasse sich dessen Programm als Reformulierung der Philosophie des objektiven Geistes verstehen. Hierbei werde der immanente Widerspruch der bürgerlichen Gesellschaft von Marx auf neue Weise betrachtet: Die Eigentumslosigkeit des Arbeiters an Produktionsmitteln sei nicht wie für Hegel das Resultat einer historischen Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft, sondern bereits die Voraussetzung, ohne welche deren System nicht möglich wäre. Diese alternative Herangehensweise an das von Hegel erkannte Problem lasse sich jedoch zuletzt im Sinne von Hegelschen Strategien zur Eindämmung der bürgerlichen Gesellschaft durch Betonung individueller Freiheitsrechte, hinter die auch für Hegel nie zurückgegangen werden darf, beschreiben. Bei Marx werde jedoch der Hegelsche Ansatz durch die Dimension sozialer Freiheit ergänzt.