Gastvortrag von Myriam Gerhard (29. Juni 2016) Die Natur als des Menschen ältestes Rätsel. Hegel – ein kritischer Naturphilosoph?

Am 29. Juni 2016 hielt Myriam Gerhard einen Gastvortrag. Sie ist Dozentin für Philosophie an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und neue Vorsitzende der Internationalen Hegel-Gesellschaft. Der Vortrag beleuchtete das Problem des Übergangs von der Logik zur Realphilosophie bei Hegel aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Frage, wie der Übergang von der absoluten Idee zur Natur zu denken sei, stellt insbesondere den Status der Natur in Hegels Philosophie überhaupt in Frage.

Zunächst wurde in einem ersten Abschnitt erörtert, inwieweit die Vernunft wirklich und umgekehrt die Wirklichkeit vernünftig sei. Damit geht die Frage einher, ob die Vernunft begrenzt sei oder ob sie letztlich immer nur mit sich selbst zu tun habe, womit der Natur keine Eigenständigkeit zukäme. Der zweite Abschnitt fragte, inwiefern Freiheit als Scharnier zwischen Logik und Realphilosophie fungiere. Denn im Übergang von der Idee zur Natur entlasse sich, im Unterschied zu bisherigen Übergängen der Logik, die absolute Idee völlig frei aus sich selbst

heraus und ruhe doch zugleich in sich. Der dritte Abschnitt zum „Rätsel der Natur“ stellte fest, dass die Natur dennoch das andere des Begriffes bleibe und ihre Zufälligkeit nicht völlig der Logik assimiliert werden könne.

Die Diskussion drehte sich um die Fragen, ob Hegel die Unterscheidung von Erkenntnis- und Existenzgrund bei Kant nur auf den Übergang von Logik und Realphilosophie verschiebe und so auf eigene Weise eine Kritik der reinen Vernunft in seinem System enthalten sei und ob der Übergang von der Logik zur Natur schon innerlogisch angelegt sei und es daher die Logizität der Natur sei, nicht völlig logifizierbar zu sein.