15.-17.10.2015: Internationaler Kongress "Papst Franziskus und die Revolution der zärtlichen Liebe"
Organisiert wurde die Tagung vom Fachbereich Theologische Grundlagenforschung. Am Kongress nahmen knapp 30 Theologinnen und Theologen aus 14 Nationen aus aller Welt teil. Den Hauptvortrag hielt Christoph Theobald unter dem Titel „Mystik der fraternité“. Ausgangspunkt des Kongresses war die Beobachtung, dass das Pontifikat von Papst Franziskus große Umwälzungen innerhalb der katholischen Welt ausgelöst hat, die auch Rückwirkungen auf die europäische und globale Diskurslandschaft zeitigten, in ihrer theologischen Dimension aber bislang kaum reflektiert sind. Den gemeinsamen Bezugspunkt aller Beiträge zum Kongress bildete das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“, in welchem Papst Franziskus seine Vision einer neuen Gesellschaftsordnung zum Ausdruck gebracht hat. Ein Schlüsselzitat dieses Textes ist das Wort von der „Revolution der zärtlichen Liebe“.
Beleuchtet wurden die Hintergründe der Theologie von Papst Franziskus aus dem lateinamerikanischen Denken wie aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die Anregungen für die Suche nach einem neuen Humanismus bzw. einer neuen symbolischen Ordnung, die ethischen und ekklesiologischen, die personalen und politischen, die ökumenischen und interreligiösen, die symbolischen und sprachphilosophischen Implikationen seiner Theologie. Immer wiederkehrende Schlüsselbegriffe waren Barmherzigkeit, fraternité und Zärtlichkeit. Den Hintergrund vieler Beiträge bildeten die Herausforderungen, welche Virtualisierung, Globalisierung, Migration, Urbanisierung, Traditionsverlust und ökologische Katastrophen, sowie der Abbruch einer bestimmten metaphysischen Tradition aufwerfen.
Besonders hervorzuheben ist die innere Dynamik des Kongresses, der tatsächlich von einem Miteinander geprägt war: Beinahe alle Referentinnen und Referenten waren die ganze Zeit anwesend, darüber hinaus gab es eine konstante Beteiligung des Publikums. Nach jedem der Vorträge entstand sofort eine lebhafte Diskussion, die angesichts der beschränkten Zeit immer frühzeitig abgebrochen werden musste. Die Beiträge des Kongresses werden 2016 in deutscher Sprache beim Herder-Verlag, in italienischer Sprache bei Edizioni Dehoniane (Bologna) publiziert.
(Kongressbericht von Dr. Jakob Deibl)