Vorlesung und Seminar zum Thema „Political Theology in a post-modern context“ mit Stephan van Erp, 11.11.2015

 

Gastvorlesung

 

Im Rahmen der Vorlesung „Offenbarung und Geschichte“ hielt Stephan van Erp einen Vortrag über Edward Schillebecckx (1914-2009). Im ersten Teil stellte er Schillebecckx vor, der zweite Teil war der Frage der Hermeneutik gewidmet.

Schillebecckx, der als Berater Einfluss auf das 2. Vatikanische Konzil nahm und Mitbegründer der Zeitschrift Concilium war, rezipierte neben der Nouvelle Théologie auch die kritische Theorie und die hermeneutische Philosophie. Seine innovative Theologie stehe für eine Bewegung von der Metaphysik zur Existenz. Die Theologie brauche die Dynamik der Geschichte und könne nicht länger von der vereinheitlichenden Kraft der Metaphysik ausgehen. Immer wieder reflektiere Schillebeeckx in seinen Werken die Bedeutung der Hermeneutik für den Glauben, wobei die Frage nach der Kontinuität der Interpretation wesentlich für ihn sei. Diese liege nicht einfach in der Botschaft, sondern könne sich nur in der Korrelation von Botschaft und Kontext einstellen.

Es gelang Stephan van Erp, in einer sehr lebendigen Weise die Theologie eines der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, der leider im deutschsprachigen Raum momentan wenig rezipiert wird, vorzustellen.

 

Seminar

Der Vortrag ging von dem Phänomen einer erneuten Hinwendung der Kirche zum Bereich des Politischen in den letzten 100 Jahren aus, so wie dies auch am Beginn der Geschichte des Christentums - Beleg seien hier die Petrus- und Paulusbriefe - gewesen sei. Die heutige Theologie erkenne die Welt als den Ort der Kirche an und entdecke sie als locus theologicus neu. Fundamentaltheologie sei lange als eine Epistemologie der Natur verstanden worden, die dem säkularen Bereich des sündigen Menschen die Vergebung Gottes entgegenstellt.

Im Gegensatz dazu müsse die Theologie heute eine Beschreibung der Welt als Offenbarung leisten, die jedoch Alterität und Fremdheit als entscheidende Momente wahre. Dabei darf sie es nicht verabsäumen, die Welt nicht nur als Ort der Präsenz Gottes, sondern auch als Ort des Leides und des Verlustes zu beschreiben.

Vor diesem Hintergrund fordert van Erp die sakramentale Gemeinschaft als eine der universellen, geteilten und wechselseitigen Abhängigkeit zu verstehen. In diesem Sinne liege das Sakrament im Herzen der citizenship, insofern es bedeutet, einen Raum für den anderen zu schaffen.

Es sei somit um eine Gemeinschaft der Gastfreundschaft und des Vertrauens zu tun, die nicht als ein Zeichen für ein kommendes, jenseitiges Königreich Gottes zu deuten sei, sondern als Reich Gottes, das gegenwärtig in einer Gemeinschaft erfahren werden könne.