Gastvortrag und Workshop mit Sabine Doering: „Segen von da und dort“. Segenskonzepte in Hölderlins Dichtung, 10.06.2015
Die Dichtung Friedrich Hölderlins ist am Institut für Theologische Grundlagenforschung Thema. Mit Sabine Doering speiste sich im Juni 2015 eine literaturwissenschaftliche Stimmen in den Diskurs ein. In einem Gastvortrag und vertiefenden Seminar am 10. & 11. des Monats beschäftigte man sich mit einem "da und dort" in Hölderlins Texturen aufscheinenden Seg(n)en.
Nach eigenen Erzählungen seit der Studienzeit nicht mehr von dem deutschen Dichter losgekommen, ist Sabine Doering mittlerweile Präsidentin der renommierten Hölderlin-Gesellschaft. Ihre derzeitige Forschung konzentriert die Professorin für Germanistik (Oldenburg) auf Segenskonzepte in Hölderlins Dichtung. Mit einem durch die Sprechakttheorie perspektivierten Blick lässt sich Segnen dabei nicht zuletzt als performativer, die Wirklichkeit verändernder Sprechakt beschreiben. In Gott ist dabei ein extra nos angesprochen, das im Gegensatz zu einer Zauberformel stets unverfügbar und so auch der Reflexion aufgegeben bleibt: „Wenn wir seegnen das Mahl, wen darf ich nennen?“. Wollten manche Aufklärer den Segen sogar als zu magisch aus den Kirchen verbannen, ist er für Hölderlins Dichtung konstitutiv. Ob er als Anker einer Hölderln-Poetologie fungieren kann, mag zwar noch fraglich bleiben. Dass er die zum Teil in religiösem Eifer gepriesene Wirkmächtigkeit seiner Verse mitbedingt, lässt sich aber kaum bestreiten. Ob als erzählte Handlung („Er gab ihn mir und seegnet‘ uns und gieng“), Interpretament („Und lächelnd...neigte sich seegnend herab der Äther“) oder Performativ („Was geschiehet, es sei alles geseegnet dir“).
Text von Anna Bachofner