Transformationen des Religiösen – DiplomandInnen-, DissertandInnen- und HabilitandInnenseminar in Melk, 23. Juni 2018

Am Samstag den 23. Juni 2018 fand das Blockseminar für DiplomandInnen, DIssertandInnen und HabilitandInnen des Fachbereiches Theologische Grundlagenforschung im Stift Melk statt. Unter hoher Beteiligung wurden einige derzeit laufende Projekte und Arbeiten in längeren Präsentationen vorgestellt, sowie der Stand aller laufenden Arbeiten in einer kurzen Vorstellung präsentiert.

Jakob Deibl stellte erstmals die Inhalte eines neu geplanten Drittmittelprojektes über das „Homburger Folioheft“ von Hölderlin dar. Die Gedichtsammlung Hölderlins wurde darin aus der Perspektive eines ästhetischen Text-Ereignisses in den Blick genommen. Das Projekt geht von der These aus, dass sich die immer neuen Überarbeitungen des Textbestandes gerade dort häufen, wo der Text um die Gottes-Frage als eine offene Frage kreist. Sie zeigt sich gerade an den Übergängen von Bedeutungen, Textvarianten und alternativen Textversionen. Darum ist der Text in seiner spezifischen Gestalt ernst zu nehmen und nicht auf einen gültigen Endtext hin zu lesen.

In Anschluss daran präsentierte Hannes Grabner die Ergebnisse seiner Diplomarbeit mit dem Titel Der Teufel und der Sündenfall. Überlegungen zur Struktur des Bösen. Ausgehend von der Gegenwärtigkeit dieses Themas in der Gesellschaft, aber auch in Beispielen aus den Bereichen Film und Malerei, wurde die Fragestellung einer theologisch-philosophischen Reflexion in Anlehnung an Eugen Drewermann und Peter Strasser unterzogen. Dabei wurde eine kritische Alternative zu immer wiederkehrenden Naturalisierungen und Personifizierungen des Bösen aufgezeigt.     

Maurizio Rossi referierte über den Stand seiner Dissertation mit dem Titel Come amare: la teoria della coscienza credente in Pierangelo Sequeri. Die Ausführungen über Sequeri, einen der bedeutendsten italienischen Theologen der Gegenwart, kreisten um das Konzept des „glaubenden Bewusstseins“ (coscienza credente) und die grundlegende Bedeutung der Affektivität in demselben.

Daraufhin gab Merziye Sahbaz einen Einblick in ihre Masterarbeit mit dem Titel „Apokalypse ohne Apokalypse“ – Von einem Denken der Verantwortung und der Erfahrung des Gespenstischen bei Jacques Derrida, in der sie ausgehend von Derridas Apokalypse-Schrift von 1981 eine Perspektive auf zahlreiche Werke und komplexe Gedankengänge Derridas entfaltete. Die sprachphilosophische Dimension von Derridas Apokalypse-Verständnis wurde hierbei zum Ausgangspunkt nicht nur für die damit zusammenhängenden Begriffe der Verantwortung und des Versprechens, sondern auch für mögliche neue Zugänge zum biblischen Text.      

Seine Diplomarbeit präsentierte auch Michael Schwarzböck, die unter dem Titel „Es ist unheimlich“, sagte er. Thomas Bernhards Roman „Frost“ im Spiegel Pascals einen originellen und neuen Zugang zu Bernhard Roman entwickelt. Durch das Gespräch mit den Pensées Pascals, die im Roman Frost selbst als eine Art versteckter Lektüreschlüssel angelegt sind, wird die Gottesfrage an Bernhards Werk herangetragen und umgekehrt ein ungewohntes Licht auf Pascal zurückgeworfen.        

Den Abschluss des Seminars bildete die Präsentation der Ergebnisse der Diplomarbeit von Jose Conrado Estafia, die den Titel An Exposition of Edith Stein’s Inquiry Into the Meaning of Being trägt. Die Vorstellung führte in den intellektuellen Werdegang Edith Steins ein und zeichnete die Einflüsse der Husserlschen Phänomenologie sowie Thomas von Aquins nach, um den Hintergrund von Steins besonderem Zugang zum Sein darzulegen.