Tolerance between religions and Muslims of different schools. Perspectives of the Sultanate of Oman

Am 16. März 2017 fand im Hörsaal 50 der Universität Wien eine Gastvorlesung von Prof. Dr. Suleiman al-Hussaini von der Universität Nizwa (Oman) statt. Ursprünglich unterrichtete Suleiman al-Hussaini dort Englisch, hat nun aber einen Forschungslehrstuhl inne, im Rahmen dessen er sich Themen der Geschichte des Oman und deren Relevanz für gegenwärtige Fragen widmet. In seinem Vortrag zeigte Suleiman al-Hussaini auf, wie im mehrheitlich muslimisch-ibaditischen Sultanat die Koexistenz unterschiedlicher islamischer Rechtsschulen sowie verschiedener Religionen gelebt wird. Die religiöse Toleranz in der „Seefahrernation“ Oman führte Suleiman al-Hussaini einerseits auf die exponierte geographische Lage, die zu einer Begegnung unterschiedlicher Kulturen führte, andererseits auf die friedlich-konsensuelle Übernahme der Religion im 7. Jahrhundert zurück.

Organisiert wurde die Veranstaltung von Univ.- Prof. Dr. Wolfram Reiss in Kooperation mit der Forschungsplattform RaT.

 

Weitere Informationen zur Veranstaltung

Die Erfahrungen im Oman sind insoweit bemerkenswert als hier seit immerhin 45 Jahren keine interreligiösen Spannungen und Konflikte zu verzeichnen sind. Schiiten, Sunniten, Wahhabiten und Ibaditen beten gemeinsam in Moscheen und es gibt zahlreiche Ehen, in denen Bruder, Schwester und Onkel verschiedenen Richtungen des Islam angehören. Der Oman versteht sich als Mittler zwischen den verschiedenen islamischen Strömungen wie auch zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Deshalb fanden teilweise die Verhandlungen mit dem Iran im Oman statt. Nicht nur Christen, sondern auch Hindus, Buddhisten und Sikhs, die traditionell als Ungläubige gelten und in den meisten nahöstlichen Staaten kein Recht zur Religionsausübung haben, werden nicht nur toleriert, sondern der Staat unterstützt sogar die Religionsgemeinschaften, indem Land zur Verfügung gestellt wird. Selbst syrische und koptische Christen sind des Lobes voll von der Toleranz, die ihnen dort nicht nur theoretisch, sondern real gewährt wird. Die Toleranz gegenüber anderen Religionen in Geschichte und Gegenwart wird im Unterschied zu Saudiarabien sehr stark betont und wurde bereits von Reisenden des 17./18. Jh. als besondere Prägung der Seefahrernation beschrieben. Dennoch ist das Leben religiös sehr stark durch eine sehr traditionelle Ausrichtung des Islam geprägt. Es gibt eine starke Geschlechtertrennung, die Scharia ist Grundlage der Verfassung. Geld wird nicht in monströse Projekte, sondern nachhaltig in Infrastrukturen unter Wahrung ökologischer Systeme investiert. Frauen werden massiv gefördert. Welcher Religion man nachgeht gilt aber als Privatsache, über die normalerweise nicht diskutiert werden sollte. Und genau diese Toleranz sei die Konzeption des ursprünglichen Islam.

 

Prof. Dr. Suleiman al-Hussaini ist Pädagoge und hat gegenwärtig einen Forschungslehrstuhl an der Universität Nizwa inne.